Fuhrmannsloch

Früher fand man in der Landschaft noch einige Bodenlöcher. Inzwischen ist der Großteil davon verschwunden. Zugeschüttet. Das Bodenloch auf dem Büchelberg konnte 2014 bei einem Besuch auch nicht mehr gefunden werden. Von Vegetation bzw. Vegetationsresten wie abgeschnittene Büsche überwuchert. Mal zur Winterszeit hier nochmals genauer nachschauen. Das Fuhrmannsloch hatte man ja schon fast 2 Jahrzehnte lang nicht mehr besucht. Ein Bekannter warnte, dass das Fuhrmannsloch inzwischen nicht mehr viel hergebe. In der eigenen Erinnerung war allerdings noch ein durchaus tiefes Loch verankert. Beim Aufsuchen im Sommer 2014 wollte sich der Einblick in dieses Loch nicht mehr ergeben. Die Vögler, also die Vogelfreunde, haben zudem Warnungen bzw. Bitten aufgestellt, hier die Vogelgelege nicht zu stören. Deshalb auch ein Verzicht auf tieferes Eindringen in das umgebende Dickicht. Auch hier mal eine Nachschau in der vegetationsarmen Zeit vonnöten. So einfach kann doch Tauberbischofsheim ein Loch nicht abkommen. Ein Grenzstein seitlich im Wald verblüfft. Welche Gemeinde wagt sich denn hier auf Tauberbischofsheimer Gebiet? Oder soll hier Besitzstand angezeigt werden? Ist es der Zehntbezirk des Spitals? Ein Stein statt dem Loch! Wir wollen unser Loch wieder haben. Diese Nichtung der Geradflächigkeit. Dieses Nichts mit Rand herum. Im Bischemer Stammbergswald. 

 

Josef Dürr hat ein Gedichtle der Sage zum Fuhrmanns Loch gewidmet. Und betont, dass man das Loch bis heute auffinden würde. Gut. Heute das war zu Dürr's Zeiten ca. die Zeit um 1900 herum:

 

"Im Stoammbärchswoald, do findst bis häud

A Louch, a diefs, aus alder Zeit;

Dess dient zur Warning immerfort,

Wie g'stroffd wärrd Fluuch unn Läsderwort.

 

A Fuhrmann iss, sou hört-mr soache,

Ammool mit schwär beloadnem Woache

Vonn dere Stell nid weiderkumme;

Nix nützt sej Schenne unn sej Brumme,

Nix Beitschehieb unn Hüo-Ruff.

Koa Dier bewäächd unn rührd ann Huf; 

...

Dr Fuhrmann, voll Zoor unn Wuud,

Verbeitscht di Diere bis uffs Blut;

's letzt hott'r goar di Fäust geballd,

Unn gräßli hott's zumm Hiimmel g'schalld:

'A Dunnerkeil söll doch denn Woache

Glei nej de Ärds-Gruunds-Boude schloache!'

Knabs woar geduun dess Läsderword,

Sann Gäul unn Woache unn Fuhrmann fort,

Verzweifeld hott sejn Schraa geklunge,

Dann woar-err vonn dr Ärd verschlunge. 

...

Verschwunne zwoar unn lang vergässe

Iss die Kabelle unnerdesse;

Doch dief im Woald, do findst no häud

ess Fuhrmannslouch aus sellrer Zeit."

 

Josef Dürr, Schleh' unn Hoassel-Nüss, S. 100/101

 

Also: Her mit dem Louch! Verflucht noch mal. Wenn doch nur wieder mal ein Fuhrmann mit schwerer Last vorbeikäme. Nicht weiter kummen würde. Und so richtig herumfluchen würde. Viel lauter als der vorherige. Damit wir wieder ein richtig sichtbares Louch kriegen würde. Viel tiefer als das erste. Und haltbarer. Und auffindbarer. Besonders heute. Und aa noch viel später. Soa aa richdich diefes Bischemer Louch. Ein gut gelochtes Louch. Am besten tiefer als der Türmersturm hoch. Und breiter und dicker wie der Umfang des Türmersturms.


Die hier angesprochene vergessene Kapelle spielt auf die Volkssage an, dass der Fuhrmann, zur Besserung den Bau einer Kapelle gelobend, an der Tauberbrücke wieder aus der Erde samt Fuhrwagen herauskam. Die dort stehende St. Leonhardikapelle wurde nach dem Hochwasser 1798 abgerissen. 

 

 

 

 

 

 

 

 














































 























Das Fuhrmannsloch ist noch da. Am Besten in der blätterlosen Zeit nach ihm suchen. Dann findet sich das Büschemer Loch der Löcher ganz leicht. Fast. Inzwischen hat man auch provisorisch einen Hinweis zum schmalen Pfad zum Fuhrmannsloch angeklebt. Geht doch also! Warum nicht vorher? Dem Bekannten muss man also widersprechen. Das Fuhrmannsloch gibt immer noch etwas her. Die Star Wars gewohnten Generationen würden es eher für ein Loch eines Sarlaccs halten, wäre nicht hier so eine ganz und gar nicht wüstenähnliche Waldung. So verbuchen wir das Fuhrmannsloch als Doline.


Das Loch auf dem Büchelberg ist auch noch da Wenn auch nicht so tief wie das Fuhrmannsloch. Gilt halt doch der Grundsatz erst suchen und finden, dann schreiben. So erspart man sich Rückwärtsbewegungen.



 

 

 

 



Inzwischen ist das Fuhrmannsloch TafelStation des neu eingerichteten Biodiversitätslehrpfades (Sommer 2022). Dazu wurde der schmale Pfad zum Fuhrmannsloch wesentlich verbreitert. Also kaum noch übersehbar. Noch zeigt sich allerdings die Beschilderung zum Lehrpfadverlauf sehr kleinformatig. 



Die alten Grenzsteine mit Mainzer Rad kennzeichnen um das Fuhrmannsloch herum eine Dreiecksfläche. Die weit innerhalb des städtischen Gemeindewaldes liegt. Privatbesitz ist. Früher gehörte zur Burg, heute Schloss, auch ein Gut, ein Burggut, Burghof, also ein landwirtschaftlicher Besitz. Möglicherweise stammt die Dreiecksfläche aus diesem Besitz und gehört nun einem der letzten verbliebenen büschemer Bauern. Der zudem in seinem Garten eine imposante Grenzsteinansammlung musealisiert hat.