Heiliger Wendelinweg

Vor dem Bau der neuen Würzburger Straße trennte die bis dahin unüberbrückte Edelberghohle den Bereich Krautgarten - Burgweg von der Galgenleite, vom Laurentius- und Büchelberg. Wer nach Grünsfeld wollte nahm den steilen Weg auf den Laurentiusberg hoch. Ebenso wer an bzw. auf den Feldern der Edelberghohle arbeiten wollte, an der Galgenleite bis hinter zur Schlucht des Neubergs. Der mußte allerdings zuerst den Anstieg des heutigen Laurentiusbergweges hoch. Und dann linkerhand abbiegen. An dem heute für viele unverständlichen kleinen Wasserpumphäuschen, beim Bildstock zweigte ein heute immer mehr verschwindender Weg in Richtung der Edelberghohle ab. Folgt man der Verbuschung entdeckt man den einsamen Bildstock des heiligen Wendelin. Die Umgehungsstraße, der Bau derjenigen, nahm dem Weg am heiligen Wendelin jegliche Verkehrsfunktion. Sucht man heute den heiligen Wendelin auf, können sich die Hunde der benachbarten Häuser kaum noch vor Gebelle einklinken. Sie sind einfach keinen Durchgang von dieser Seite aus gewohnt und schlagen an, schlagen lauten Alarm. Das Wasserpumphäuschen läßt sich nur verstehen, wenn man an das Kriegsgefangenenlager des 1. Weltkrieges auf dem Laurentiusberg denkt. Um eine Wasserversorgung zu haben, baute man eine Wasserleitung die Steige hoch, pumpte am Pumphäuschen kräftig, damit das Wasser bis zum damalig gebauten Hochbehälter im Moosig kam und die mehreren Tausende von Kriegsgefangenen damit versorgen konnte. Der Heilige Wendelinweg, wie wir ihn der Einfachheit halber nach dem auffälligen Bildstock nennen, nahm dann sein Gefälle zur Edelberghohle hin. Und traf auf deren Seite ungefähr da, wo der später neu geschaffene Weg von der dahin verlegten Friedrichshöhe herunterkommt. Die Schlucht der Umgehungsstraße trennte den Wendelinsweg von seiner primären Funktion - die Verbindung zur Edelberghohle herzustellen - und schob ihn ins Abseits. Zudem wurde die Wegführung verändert. Er endet nun bei der kleinen Umgehungsbrücke. Keiner geht mehr nun über den Laurentiusbergweg und dem Wendelinsweg zur Edelberghohle. Nach dem Funktionsverlust wurde auch die Erinnerung an ihn verloren. Nur noch Bildstockkenner wissen um ihn, wissen um den Standort des Bildstocks. Und dennoch führt dieser Bildstock des Hl. Wendelin in die Irre. Es gibt ja nicht viele Bildstöcke, die ihm gewidmet sind. Und auch nicht in der Form, wie der Wendelin umrahmt wird. Ursprünglich stand hier ein Bildstock der 14-Nothelfer. Der zerstört wurde. Vermutlich beim Bau der Umgehungsstraße. Als Ersatz wurde auf die noch vorhandene Säule der Wendelin gesetzt. Allerdings so gut, das man die Neuschöpfung nicht auf den ersten Blick erkennt. Neues für Altes hält. Was ja schon mal sehr bemerkenswert ist. Auch die 14-Nothelfer-Bildstöcke haben kein besonderes Alter. Sind nicht so alt, wie die wirklich alten Bildstöcke. Sondern entstammen einer Mode des 19. Jahrhunderts. Oder spiegeln auch gerade die Notzeiten dieser Zeit wieder. Niedergang, Provinzialisierung, Abwanderung. Da braucht man schon einige Nothelfer mehr. Und wurden auch gern an nicht besonders bestimmten Stellen in der Gemarkung aufgestellt. Also war der Weg runter zur Edelberghohle über Jahrhunderte ohne Bildstock, ohne besondere Hervorhebung. Es ist schließlich auch ein Weg des Alltags, des alltäglichen Gewerkels, der Arbeit. Mehr profan als sakral. Der Wendelin bewacht, behütet zumindest die Reste dieses immer mehr verschwindenden Weges. Insofern kann als Namensgebung auch der zweite spätere Bildstockaufsatz herhalten.