von-Faber-Straße


Die von-Faber-Straße erinnert an das Kriegsgeschehen von 1866. Sie liegt fast paßgenau im Bereich des ehemaligen Schlachtgeländes. Hier versuchten die Württemberger mehrfach in Richtung Tauberbrücke vorzustoßen. Berberich führt an, dass von Faber zum Retter der Stadt wurde, da die württembergische Führung gewillt war, angesichts der Niederlage der württembergischen Infanterie, die Stadt noch stärker zu kanonieren, in Brand zu schießen. "Es war nämlich schon beschlossene Sache, daß in der folgenden Nacht die Stadt nicht nur durch die Feinde, sondern von den eigenen Bundesgenossen in Brand geschossen werden sollte, um die Preußen daraus zu vertreiben. Das wäre nun freilich ein gründliches, aber gar teures Mittel gewesen; der Divisionskommandant ließ sich, wie man sagt, durch die eindringlichen Vorstellungen des Generals v. Faber davon abbringen in Erwägung; 'daß Tauberbischofsheim zu einem befreundeten Nachbarstaat gehöre, und daß das Niederbrennen der Stadt gar nicht einmal absolut notwendig sei', da die Preußen sich einfach hinter die Berge gezogen hätten" (Julius Berberich, Geschichte der Stadt Tauberbischofsheim, Seite 170


Wer aber war dieser von Faber? Dieser Homo Faber. Genauer Praefectus militum Faber? Was hatte er für einen Rang? Wohin gehörte er? Berberich macht ihn zum General. Ein Blick auf die Gliederung der 1.königl. württembergischen Division unter dem Kommandeur General-Lieutenant v. Hardegg zeigt allerdings keinen General von Faber? Die gez. 6pfdge. Hinterladungs-Fuß-Batterie - so kompliziert nannte man damals die Artillerie - stand unter Führung des Hauptmanns von Faber du Faur. Kein General, aber immerhin ein Hauptmann. Und der Artillerie zugehörig. Das könnte passen. Eberhard Birk identifiziert allerdings von Faber als "Artillerie-Direktor", als den großherzoglich-badischen Generalleutnannt Philipp von Faber ("Auf Euch ruht das Heil meines theuern Württemberg!", Seite 86) Wieso sollte der sich bei den Württembergern aufhalten? Des Rätsels nicht genug. Von Faber du Faur, wohl Otto von Faber du Faur, der zu einem berühmten Schlachtenmaler wurde und auch ein Bildchen von der Schlacht von Tauberbischofsheim hinterließ, wird gern als Adjutant der Reiterdivision um 1866 eingestuft. Ist das noch ein anderer Faber? Viel Rätsel um von Faber. Da fragt man sich, wie die Stadt Tauberbischofsheim die Namensnennung des Seitensträßchens vorgenommen hat? Aufgrund des Julius-Berberich-Hinweises? 


War es wirklich von Faber, der entscheidend gegen die totale Beschießung Tauberbischofsheims einwirkte? Oder war es der völlig glücklos, vollig militärisch konfus agierende Befehlshaber der Württembergischen Division? Der württembergische General von Hardegg rechtfertigt die Aktionen der Württemberger in einem Brief an den König von Württemberg: "... bei dem verheerenden Feuer des besonders entlang des Ufers vollkommen gedeckt stehenden Gegners war es den gegen Bischofsheim vorgerückten Bataillonen nicht möglich, weitere Fortschritte zu machen und in den Ort selbst einzudringen, dagegen wurden Versuche des Gegners, über die Linie der Tauber vorzudringen, entschieden zurückgewiesen und eben damit auch die Aufgabe der Division vollständig gelöst. Eine Vertreibung der Preußen aus Tauberbischofsheim dadurch, daß der Ort in Brand geschossen wurde, hätte allerdings herbeigeführt werden können und lag auch anfangs in der Absicht des Divisionskommandanten. Allein die Erwägung, daß Tauberbischofsheim zu einem befreundeten Nachbarstaate gehörte, und daß das Wesentliche des Operationsbefehls, nämlich die Festhaltung der Stellung auf den Höhen des rechten Tauberufers, auch ohne diese harte Maßregel erreicht werden konnte und wirklich erreicht worden war, mußte uns hiervon zurückhalten."



Die von-Faber-Straße dagegen kommt wenig aufgeregt daher. Für die Durchquerung mit größeren Fahrzeugen kaum geeignet. Die Grundschule, das Ärztezentrum nebenan geben ihr eine gewisse Bedeutung bei der Parkplatzsuche. Die von-Faber-Straße stößt auf die ebenso nebenseitige Zugelderstraße. Das passt einigermaßen: Der Retter der Stadt und der Retter des Türmersturmes zusammengeführt, vereint.


Die von-Faber-Straße, meistens nur noch adelsverlustig Faber-Straße genannt, so dass die meisten früher nur noch an die Gießerei Faber dachten, ist von der Erscheinungsweise zweigeteilt. Sie hat einen Knick. Der Knick markiert die Querung der Edelberghohle. Vor der späteren geschlossen-betonierten Dole den offenen Graben der Edelberghohle. Am Graben entlang gab es einen Trampelpfad. So dass man auch von hinten her auf das eigene Grundstück kam. Mit Betonierung warf sich die Edelberghohle unter die Erde. War nicht mehr sichtbar. Bis sich kaum noch einer ihr erinnerte. Die Grundstücke wurden verlängert. Der schöne Trampelpfad verschwand. An der Edelberghohle stand früher ein Kirschbaum, der wegen seiner schmackhaften, farblich nahezu schwarzen Kirschen nicht nur von seinem Eigentümer stark frequentiert wurden. Bei der Tankstelle war die offene Edelberghohle voll mit Gegenständen, Dosen, eine schmierige Bodenpampe. Ein "ideales" Spielgebiet für Kinder. Umwelt- und Gesundheitsbedenken gab es damals weniger. 


Der meiste Verkehr geht Richtung der Grundschule Ost. Inzwischen anders benannt. Oder von dieser weg. Die Grundschüler heutzutage haben kaum noch die grundlegende Fähigkeit, einen Weg in seiner Ganzheit räumlich zu erleben. Nur noch stückweise. Sie gehen nicht mehr im Stadtraum, sie werden sicherheitshalber transportiert. Kennen nur noch An- und Abtransport. Nicht mehr die wahren Erfahrungen räumlich durchschrittenens Kleinstadtraumes. Kein Wunder, dass sie Büscheme nicht mehr in der Stadtgliederung kennen, sondern nur noch einzelne Punkte. Die von-Faber-Straße ist allerdings keinen Kanonenschuß weit. Ebensowenig ist sie breit. Bietet architektonisch keine Leckerbißen. Bauten der 50er, 60er und 70er Nachkriegsmoderne. Also heute weniger modern. Die Rückseite des "Blocks", der Gaststätte Block, rahmt die von-Faber-Straße am Anfang zur Kachelstraße hin ein. Keiner weiß noch, wer dieser Faber war. Eine Tafel fehlt. Nur noch die blanken Straßenschilder, die keinem im Verständnis zu von-Faber helfen. Einem in der von-Faber-Straße wohnenden Jungen lieh ich in den sehr frühen 1960er Jahren ein nagelneues Fix und Foxi Heft mit dem Abenteuer der Fliegende Holländer. Auf die Rückgabe des Heftes warte ich bis heute noch. Die von-Faber-Straße mündet fast rechteckig in die Zugelder-Straße ein. Und in einen Fußgängerdurchgang ohne Namen. Keiner weiß mehr, was zum Zugelder gehört. Der Josef. Der den Abriß des Türmersturmes verhinderte. Die Auswanderung der meisten seiner Kinder in die Vereinigten Staaten nicht.