Mit der Schlacht von Königgrätz war der Krieg schon entschieden. Es gab bereits eine Waffenruhe, ein Waffenstillstand wurde ausgehandelt, aber der Krieg in Süddeutschland ging vorerst noch weiter. Wenn auch die Bundestruppen (Baden, Württemberg, Hessen, Nassau, Hannover, Österreich) weiterhin vor den Preußen in Richtung Würzburg zurückwichen. Die rechte Tauberseite sollte gehalten werden. Oder auch nicht? Badener standen im Welzbachtal, verteidigten die Tauberbrücke zwischen Hochhausen und Werbach. Die Württemberger stationierten sich bei Impfingen und Tauberbischofsheim. Die Österreichisch - Naussauischen dagegen weit hinter der Tauberlinie zwischen Paimar und Grünsfeldhausen. Die Hessen um Großrinderfeld! Was sollte diese schiefe Front? Was sollte sie bewirken? Wie sollte sie funktionieren? Diese von Prinz Alexander befohlene Aufstellung der Bundestruppen ist Ausdruck einer ziemlichen Ratlosigkeit. Wollte man die Preußen am Vormarsch hindern oder wartete man auf den Waffenstillstand? Konnte man nicht oder wollte man nicht? "Was aus diesen Stellungen heraus aber geschehen sollte, hartnäckige Verteidigung der Tauberlinie oder Vorbereitung für das Beziehen einer Kampfstellung zur Entscheidung bei Großrinderfeld, darüber schwieg sich der Korpsbefehl völlig aus. So mußten die Unterführer den Kampf führen, wie es ihnen am besten schien, und daraus erwuchs wiederum eine Niederlage." (Ernst Clotz, Die süddeutschen Staaten im Kriege vom 1866 und die Gefechte im Taubergrund. In: Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e.V.: 1966, Band 1, Tauberbischofsheim 1966, Seite 16) Die Preußen dagegen hatten einen klaren Kampfbefehl: Angriff. Eroberung. Schneller Zugriff. "Als nämlich General Goeben in Wolferstetten Meldungen von starken Truppenbewegungen jenseits der Tauber erhielt, und daß die Ortschaften am Fluß nur schwach oder gar nicht besetzt seien, entschloß er sich selbständig dazu, die Tauberübergänge ohne Verzug in seinen Besitz zu bringen, und trat nun um 12 Uhr mit der Brigade Wrangel gegen Tauberbischofsheim, mit der Brigade Weltzien gegen Hochhausen und Werbach an. Bei letzterer befand er sich selbst. Um 14 Uhr erfolgte auf beiden Punkten der Zusammenstoß." (Ernst Clotz, ebenda)
Die Württemberger verschanzten sich dennoch mit ihrem 2. Infanterieregiment in tauberlinksseitigen Tauberbischofsheim. In einer isolierten Position. In Gefahr abgeschnitten zu werden. Entlang der neu errichteten Bahnlinie. Verstärkt mit einigen Geschützen, Richtung Königheim und Dittigheim. Sowie mit Barrikaden. Allerdings erhebt sich der Gleiskörper nur in der Gänsflur dammartig über das Gelände. Und bot damit in Richtung Königheim gesehen einen guten Schutz für die Infanteriesoldaten. Im übrigen Stadtbereich zeigt die Bahnlinie kaum noch einen besonderen Schutz. Sie verläuft am unteren Ende der Hänge von Sprait, Wellenberg, Wolfstalflur. Die Bahngleise werden hier eher zum Nachteil gegenüber den die Hänge herunterkommenden preußischen Soldaten. Auch der 1856 errichtete neue Friedhof an der Bahnlinie wurde wegen seiner festen Ummauerung als Basis von württembergischen Truppen besetzt.
Nach Berberich gab es auch noch eine vorgeschobene Postenkette der Württemberger: "endlich hatten die Württemberger auf dem Steinbergsweg (Hinweis: Stammbergwallfahrtsweg, d. V.) sowie in den Weingeländen desselben sich aufgestellt und bis zum Wellenberg eine Kette gezogen." Das war nur eine sehr dünne, zu weiträumige Kette für die wenigen hier positionierten Soldaten, die sich beim ersten konzentrierten Angriff der Preußen zurückziehen mußten. Schnell in Gefahr gerieten, aufgerieben zu werden.
Die Preußen drangen über zwei Hauptrichtungen vor: 1. durchs Brehmbachtal, mit ersten Angriffsziel in Tauberbischofsheim die Königheimer Straße, mit dem dortigen Bahndamm in der Gänsflur. Die dortigen Häuser waren von Württemberger Soldaten besetzt, unter der Bahnbrücke Barrikaden, auf der Bahnbrücke einige Geschütze. 2. übers Hottenloch zum Sprait und Wellenberg. Kanonenstellungen dann auf Sprait und Wellenberg (oder auch Immberg), Infanterieangriff über die Hänge von Sprait und Wellberg in Richtung Bahnlinie und Friedhof.
Die württembergischen Geschütze waren auf dem Brenner und Hammberg in Stellung. Auf dem Edelberg Kavallerie. Strategisch wichtige Höhen-Positionen auf den Höhen Wellenberg, Sprait, Stammberg, Höhberg wurden nicht genutzt. Auch der Laurentiusberg auf der rechten Tauberseite, obwohl nähstens zur Tauberbrücke, blieb unbesetzt. Als tragische Engstelle sollte sich die Tauberbrücke erweisen. Als die Preußen sehr schnell in die Stadt vordrangen, mussten sich die Württemberger fluchtartig zurückziehen. Auf die andere Tauberseite. Und mußten deshalb alle über die Tauberbrücke. So hatten die Preußen leicht ein offenes Ziel. Auch der flache Bereich um die Tauberbrücke auf der rechten Tauberseite herum bot den stampedeartig flüchtenden Württembergern keinen Schutz.
Wellenberg und Sprait nahmen die Preußen widerstandslos ein und Artillerie baute sich dort auf (bzw. Immberg). Und lieferte sich mit der Württembergischen Artillerie eine Kanonade. Die Württembergische Geschütze zeigten sich hier zunächst treffsicher. Und trafen mehrfach die preußischen Geschütze. Allerdings wurden auch viele Gebäude innerhalb der Stadt getroffen.
Die Württembergische Infanterie sammelte sich wieder und setzte mehrfach zum Sturm auf die Tauberbrücke an. Bei den Krautgärten entlang der alten Würzburger Straße (jetzt Albert-Schweizer-Straße), aber auch zunächst verdeckt durch die Edelberghohle verstoßend. Also auf der heutigen Würzburger Straße entlang. Die es 1866 hier noch nicht gab. Nahezu deckungslos wurden die Soldaten Futter für die neuen preußischen Zündnadelgewehre. Auch die Preußen konnten die Tauberbrücke zunächst nicht nehmen und verloren hier viele Soldaten - tot oder verwundet. In den Gräben der in die Tauber einmündenden Edelberghohle und der Laurentiusberghohle konnte sich die Preußen am rechten Tauberufer festsetzen: mit dem 55. Regiment. Das allerdings schnell an Munitionsmangel litt. Die Tauberbrücke war aufgrund des gewaltigen Granatbeschusses kaum noch überquerbar. Preußische Infanterie durchquerte deshalb links und rechts der Tauberbrücke die neu reguliert-kanalisierte Tauber, die hier keine besondere Tiefe aufweist. Und überbrachten Patronen. Zudem gelang es preußischer Infanterie sich den Württemberger Stellungen zu nähern. Die Preußen nahmen den (von den Württembergern nicht besetzten) Laurentiusberg ein und konnten deshalb unter der das Tal der Edelberghohle vorstürmenden württembergischen Infanterie beim letzten Vorsturm ein Blutbad anrichten (Siehe Laurentiusberg). Benno Rüttenauer, der als Junge eine Proviantkolonne in seinem teilweise autobiographischen Roman Alexander Schmälzle nach Tauberbischofsheim begleitete, schildert das Geschehen in der Edelberghohle: "Ich sah die württembergischen Truppen in großer Zahl aus einem Seitentälchen hervorrücken. 'Die Dickköpfe haben noch nicht genug', hörte ich die hohe und schneidende Stimme des preußischen Obersten rufen. Dann erschollen von allen Seiten Kommandorufe, und aus den preußischen Zündnadelgewehren brach ein so massenhaftes Schnellfeuer los und mit solchem Geknatter, daß die Luft erzitterte. Ganze Reihen meiner Landsleute stürzten.Sie schlugen platt auf die Straße hin. Es war zum Erbarmen." (Alexander Schmälzle - Weltgeschichte im Hinterwinkel.) Schmälzle befand sich in der Unterstadt. Mit guter Sicht in Richtung Brenner, Hadermannshelle, Edelberghohle. Die Preußen schossen ja auch noch aus der Stadt heraus, vom Tauberdamm, aus den dortigen Gräben heraus in Richtung der vorwärtsstürmenden Württemberger. Kritisch ist seine Aussage zu nehmen, dass er aus Tauberbischofsheim heraus die preußischen Kanonen am Immberg gesehen haben will. Die standen, wenn sie dort standen, zu weit hinten in der Büschemer Gemarkungstopographie, um von der Stadt aus gesehen werden zu können. Schmälzle befand sich zudem in der Unterstadt, was kene freie Blickwinkel auf die westlichen Berghänge ermöglicht. Die Kanonen am Immberg wiederum waren wohl eher gegen die württembergischen Geschütze auf den Höhen des Brenners und Hammberges gerichtet. Die vordere Geschützposition der Preußen auf dem Sprait war der Stadt wesentlich näher. Und konnte auch diese bzw. den Bereich um die Tauberbrücke ins Visier nehmen. Allerdings waren die Preußen ja schnell in der Stadt und auch mit einem kleinen Truppenanteil über die Tauberbrücke hinweg und werden kaum die eigenen Truppen in Beschuß genommen haben. Dieses Privileg muss man den Württemberger überlassen. Das passt zu derer Konfusion an diesem Tag. Rüttenauer selbst betonte, dass Alexander Schmälzle nicht vollständig biographisch sei. Rüttenauer hat sich sicherlich in seiner Darstellung in den schnell nach 1866 erschienen Monographien zum Kriegsgeschehen bedient und in sein Jugenderleben des Alexander Schmälzles einfließen lassen. Schmälzle trägt noch eine Beobachtung zum Schlachtgeschehen bei. Die preußischen Soldaten auf der östlichen Tauberseite versuchten auch die Hecken als Schutz zu nehmen, also die Hecken entlang der Straßen, Wege, Gräben.
Das Bundesheer der Württemberger, Badenser, Österreicher, Bayern sollte sich sowieso in Richtung Würzburg bewegen, um dort eine Widerstandslinie aufzubauen. Also zogen sich die Württemberger in Richtung Großrinderfeld zurück. 76 Häuser wurde beschädigt, darunter das Haus an der Tauberbrücke, Kühe verbrannten oder wurden schwer verletzt, die hölzerne Tauberbrücke auf steinernen Pfeilern war schwer beschädigt. Kaiser Wilhelm II. gefiel die Brücke nicht und sie war ihm auch nicht breit genug - so sein Urteil beim Manöver 1909. Die Verwundeten wurden im alten und neuen Spital, im Rentamt, im Kloster und in Schulhäusern (im Neubau des Gymnasiums) untergebracht. Die alte Würzburger Straße sowie die Edelberghohle waren voll mit Verwundeten und Sterbenden. Von einem Preußen gibt es einen Bericht über diese Schreckenssituation: "Wir begleiteten den Stadtpfarrer von Bischofsheim und seine beiden Capläne, die mit aufrecht getragener Monstranz die Chausee hinauszogen, um den Sterbenden und Verwundeten die heiligen Sterbesacramente zu reichen. Gefolgt waren diese geistlichen Herren von Mannschaften unsrer 5. Komp. mit Kochgeschirren voll Wasser, denn die Verwundeten flehten um Erquickung. Alle Lazaretthgehülfen und Krankenträger der engagiert gewesenen Betaillone gingen suchend auf diesen Feldern umher, um dem hülflösen Feine den erbetenen Liebesdienst zu erweisen. Ganze Corporalschaften, worunter sich die Lipper besonders rege erwiesen, folgten den Chirugen, um die Verwundeten in die Stadt zu tragen. Das traurigste Bild bot aber die Straße nach Großrinderfeld. Hier hatten, rasch hintereinander drei, vier Granaten der Batterie Cöster die Bespannung einer ganzen Proviantkolonne niedergerissen, und zwischen todten und verwundeten Pferden, von ihren Führern längst verlassen, stand nun hier die endlos lange Wagenreihe. Der Anblick war entsetzlich." (Zitiert nach Clotz, Seite 20/21).
Die Zahl der gefallenen Württemberger lag bei 239, 433 Mann waren verwundet. Die Gefallenen begrub man meistens an den Stellen, wo sie gefallen waren. Im Bereich der Rektorskapelle wurden Soldaten in einem Massengrab unter die Erde gebracht - Standort des Monuments, das ein Jahr später errichtet wurde. Auf dem Tauberbischofsheimer Friedhof sind Preußen und weitere Württemberger zu Grabe gelassen. Einige Württemberger beerdigte man auch in Großrinderfeld sowie bei Impfingen. Die Preußen sollen über 70.000 Patronen an diesem Tag verschossen haben. In der Folgezeit marschierte die Hauptmasse der Preußen in diesem Regionsraum ein und verlangte enorme Massen an Requisitionen vom Tauberschofsheimer Amtsbezirk - darunter 2000 Flaschen vorzüglichen Weines für die Offiziere. Zudem schleppten die hanseatisch-preußischen Soldaten (Hamburg, Bremen, Oldenburger) die Cholera ein und das forderte noch wesentlich mehr Personenopfer als die Schlacht von Tauberbischofsheim (Siehe Oldenburg). In Werbach und Hochhausen erinnern weitere Monumente / Grabmale an Gefechte am Tauberübergang (Siehe Oldenburg).
Während die Württemberger die Tauberlinie mit großen Opfern verteidigte, mit nahezu wahnsinnigen offenen Angriffswellen auf die verloren gegangene Tauberbrücke, zogen sich die Badenser angesichts der deutlichen Schlagkraft der oldenburgischen Artillerie und Infanterie schnell von der Tauberbrücke zwischen Hochhausen und Werbach weit ins Welzbachtal zurück. Die Badenser warteten auf den Waffenstillstand, wollten Verluste vermeiden. Die Württemberger griffen in Tauberbischofsheim an, die Badenser zogen sich bei Werbach / Hochhausen schnell zurück. In Büscheme war als Nachhall dieser Ereignisse als Zusammenfassung zu hören: Das Angriffssignal der Württemberger war gleich dem Rückzugssignal der Badenser.
Eine ältere topographische Karte zeigt die räumliche Lage um Tauberbischofsheim. Allerdings endete 1866 die Eisenbahn, die noch im Bau war, zu dieser Zeit in Hochhausen:
Neue Literatur zum Gefecht bei Tauberbischofsheim
Endlich mal auch eine gute Literatur zum Gefecht von Tauberbischofsheim! Das auch die Topographie Tauberbischofsheims einbezieht. Die "militärische und politische Rezeption des Gefechtes" genaueren Betrachtungen unterzieht: Eberhard Birk, "Auf Euch ruht das Heil meines theuern Württemberg!" - Das Gefecht bei Tauberbischofsheim am 24. Juli 1866 im Spiegel der württembergischen Heeresgeschichte des 19. Jahrhunderts. Carola Hartmann Miles-Verlag Berlin 2016
Theodor Fontane urteilte in seiner Publikation Der deutsche Krieg von 1866, S. 218, dass es für die Württemberger besser gewesen wäre, auf ihren tauberrechtsseitigen Stellungen auf der Höhe des Brenners und des Hammbergs einen preußischen Angriff abzuwarten, statt gegen die preußischen Stellungen an der Tauber vergeblich und verlustreich anzurennen. Ob die Preußen allerdings diesen strategisch äußerst nachteiligen Angriff über das weitgehend offene Gelände der Gewanne Krautgarten und Burgweg durchgeführt hätten? Mit hohen Verlusten bei der Infanterie falls die württembergische Artillerie - die der preußischen überlegen war - nicht hätte ausgeschaltet werden können? Und nicht etwa in einer Zangenbewegung? Durch das Welzbachtal? Die Preußen hatten bei Wertheim - Urphar den Main bereits überschritten. Warum rannten die Württemberger fünf Mal gegen die Engstelle Tauberbrücke an? Während die Preußen die sommerseichte Tauber mehrfach durchwateten? Wollten sich die Württemberger die Füße in einem badischen Fluss nicht naß machen? Oder hatte die militärische Führung der Württemberger versäumt, den Vorteil eines längeren Aufenthaltes in Tauberbischofsheim zu nutzen, das Gelände der Stadt Tauberbischofsheim genauestens zu erkunden? Im Eifer des Gefechtes vergassen die Württemberger auch das benachbarte Gefecht um die Hochhäuser Brücke. Vergassen zu bemerken, dass nach anfänglichen Gefechtslärm keine Schüsse mehr von dort kamen. Erst sehr spät schickte man Späher aus. Die dann von der Nichtmehrauffindbarkeit der badischen Armee im Welzbachtal berichten konnten. Die badische Armee verließ Baden in Richtung Bayern. Erst dann wurde den Württemberger klar, dass die Badenser längst im Rückzug war, dass das gesamte Bundesheer im Raum Tauberbischofsheim - Großrinderfeld- Gerchsheim in Gefahr war, von den Preußen in die Zange genommen zu werden. Klarer wird durch die Arbeit von Birk, dass die Preußen an der Tauberbrücke auch die Häuser der Unterstadt besetzen und aus diesen das Feuer auf die Württemberger eröffneten. Aus Fenstern und Dächern heraus. Das macht verständlicher, warum die Württemberger Artillerie so heftig auf Tauberbischofsheim zielte. Birk bringt den Bericht von Theodor Fontane ein, der über den fatalen fünften Angriff der Württemberger durch die Edelberghohle berichtet, dass dieser in einem "Kreuz- und Etagen-Feuer" der Preußen zusammengebrochen war. Die Preußen schossen sowohl vom oberen Hang des Laurentiusberges als auch von Tauberdamm und von den Häusern der Unterstadt aus auf die anstürmenden Württemberger und rieben die (3) Brigade Hegelmaier nahezu auf. Aber nur der preußische Beschuss auch von den Höhen des Laurentiusberges herab macht den Fontane'schen Begriff des "Kreuz- und Etagen-Feuers" verständlich: die Preußen beschossen die anstürmenden Württemberger von oben, von der Seite, von vorne. Auch Birk macht klar, welch unfähige Führung die Württembergischen Soldaten an diesem Tage hatten. Sie wurden völlig verheizt. Sie starben umsonst.
Tauberbischofsheim, Monument der württembergischen Gefallenen
Tauberbischofsheim, Gaststätte Taubertal, Geschoß 1866
Tauberbischofsheim, Friedhof, württembergische und preußische Gefallene
Impfingen, Grabmal zweier württembergischer Soldaten, Teufelsloch
Hochhausen, Grabmal der Oldenburger Soldaten
Werbach, Monument für die badischen Gefallenen
Lithographie des Gefechtes in Tauberbischofsheim 24. Juli 1866
TauberBischofsheim wurde von Ludwig Müller um 1850 am Standort des beginnenden Brennerhanges aus einer etwas erhöhten Perspektive gezeichnet. Die hölzerne Tauberbrücke mit Pfeilern aus Stein ist gut sichtbar. Ebenso das Haus am rechten Tauberufer direkt bei der Tauberbrücke, das in den Lithographien von 1866 brennend dargestellt wird und heute einen Hinweis auf ein Geschoss von 1866 anzeigt (Gaststätte Taubertal). Weiter links ist das Siechen-/Leprosenhaus zu sehen. Rechts von den Kirche sieht man noch den Riedernhof, aber auch schon das 1853 errichtete Amtsgefängnis. Wenn auch ohne spätere Ummauerung. Also muss das Bild um bzw. nach 1853 gezeichnet worden sein. Die Peterskirche mit dem alten Friedhof bildet den nördlichen Abschluss der Stadt Bischofsheim. Die steilen Hänge des Höhberges sind noch nicht aufgeforstet; Stammberg, Wellenberg, Sprait zeigen aber auch noch keinen besonderen Grad von Verbuschung auf den aufgelassenen Weinbergen an. Am rechten Rand der Lithographie lugen noch Weinstöcke am einzelnen Pfahl hervor. Wohl am Standort Hammberg / Kaiserspitze. Die Chausseestraße im etwas erhöhten Bereich gegenüber der Tauber zeichnet sich ab. Die (alte) Würzburger Straße stößt im unteren Drittel auf den linken Bildrand. Ein Bildstock ist erkennbar, die Rektorskapelle nicht. Der Anstieg der (alten) Würzburger Straße ist erkennbar. Sammlungs- und Aufmarschbereich der Württemberger Infanterie sind also die Fluren Krautgarten und Kirschgarten sowie verdeckt die Edelberghohle.
Wer das Bild von Ludwig Müller "Bischofsheim an der Tauber", eine Lithographie entstanden nach 1850 mit der Lithographie im Verlag von L.Schweiss erschienen vergleicht (entstanden 1866), entdeckt leicht die spätere Kopie, wenn auch stärker akzentuiert in den Detaildarstellungen. Das Bild von 1866 verwandte die Perspektive Müllers als Folie zur Darstellung des Gefechts zwischen württembergischen und preußischen Truppen. Truppenbewegungen, Gefechtsaktion, Pulverdampf, Geschützstellung, Geschützdonner, Kanoneneinschläge nehmen den Vordergrund und die Botschaftsvermittlung des Bildes ein und verdecken, dass das Bild von 1866 hier nicht mehr die aktuelle, veränderte Landschaft von Tauberbischofsheim wiedergibt, denn der Bau der Taubertaleisenbahn entlang des Höhberges wäre aus der Zeichnerperspektive markant zu sehen gewesen. Württembergische Soldaten hatten zudem an dem die natürliche Geländehöhe nur in Richtung Dittigheim meterhoch überragenden Gleiskörper biwakiert und zunächst auch als strategische Stellung genutzt. Am Glockengraben, im Bahnhofsbereich, sowie weiter in Richtung Hochhausen entfällt gegen über dem beginnenden Hangbereich des Wellenberges und der Wolfstalflur dieser Vorteil. Berberich führt in seiner Stadtgeschichte an, dass die Württemberger zwei Geschütze auf dem Eisenbahndamm positionierten und von dort aus die Königheimer Straße zu beherrschen versuchten. Diffus wird der Kopierer beim Verlauf der Tauber. Durch die Begradigung der Tauber ergab sich gegenüber dem Bild von 1850 ein völlig veränderter Verlauf der Tauber, die an dieser Stelle ihren vorherigen Zauber verlor und zu einem Kanal ähnlichen Durchfluss degradiert wurde. Eine unklar zu interpretierende Darstellung des Tauberverlaufes unterhalb der Wörth mißlang bei der Kopie zu einer wenig definierbaren Flußverbreiterung, wo gerade durch die Begradigung die Tauber äußerst eingeschränkt wurde und dabei die vorher in der Tauberaue vorherrschenden Feucht- und Sumpfbereiche größtenteils beseitigt wurden. Allerdings ist auch im Bild von Müller der Verlauf der Tauber bis auf den an der Tauberbrücke wenig erkennbar. Müller hatte allerdings Tauberbischofsheim mit seiner Umgebung in der Perspektive. Die Tauber nahm deshalb keine besondere Position ein, während das Gefecht von 1866 die Tauber nahezu in den Mittelpunkt rückte und nach einer Darstellung verlangte, wenn auch diese mangels Ortskenntnisse mißlang.
Die Württemberger Soldaten rannten in mehreren Wellen über die Krautgärten,im Gewann Burgweg, an der Rektorskapelle vorbei zur Wiedereinnahme Bischofsheim an - erfolglos und verlustreich, da ohne Deckung gegenüber den mit neuen Zündnadelgewehren ausgestatteten Preußen. Diese konnten die alten Wälle und Gräben am linken Taubereich hervorragend als Deckung nutzen. Mit Rauchschwaden wird die Heftigkeit des Gefechts an der Tauberbrücke hervorgehoben, aber auch der Brand des Hauses an der Tauberbrücke, von Häusern im Stadtbereich und von Einschlägen unter den sich zum Angriff formierenden Württembergern. Die weitere Angriffszange der Württemberger Infanterie über die heutige Würzburger Straße, also aus der Edelberghohle heraus, ist außerhalb der Darstellung der Lithographie. Da ja die Zeichnerperspektive Müllers auch zur späteren eingeschränkten Gefechtsperspektive wurde und damit wesentliche Elemente des Gefechtes nicht in der Lithographie von 1866 berücksichtigt wurden.
Die Höhen auf der linken Tauberseite waren von vornherein vom Bundesheer aufgegeben worden und dienten nun den Preußen zur Kanonade. Die Artillerie der Württemberger stand auf dem Brenner - also außerhalb der Zeichnerperspektive (Hammberg, Kaiserspitze). Die Kavallerie der Württemberg stand am Edelberg. Also auch nicht auf dem Bild sichtbar.
Das Stadtbild Tauberbischofsheims im Vergleich
Mittelalterliches Stadtbild mit Mauern und Türmen
1866 waren die meisten Mauern und Türme bereits abgebrochen. 1840 wurde die Tauberbrücke zerstört und eine hölzerne Brücke auf den alten Steinpfeilern errichtet. Zeichen der Modernisierung gab es noch wenige: die Tauber war 1866 zwischen Dittigheim und Tauberbischofsheim und teilweise in Richtung Impfungen begradigt, links und rechts mit Dämmen versehen. Die Eisenbahnlinie von Lauda bis Hochhausen war fast vollständig errichtet. Noch gab es wenige Erweiterungsbauten im neuen Stadtviertel in Richtung des Bahnhofes wie das neue Spital (1866) und das Amtsgefängnis (1853). Amtsgericht (1880), Finanzamt (1886), Pfarrhaus (1883) wurden erst nach 1866 erbaut. Einen Eindruck dieses moderneren Tauberbischofsheim gibt eine Lithographie um 1890:
In dieser Lithographie um 1890 ist nun die Eisenbahnlinie erkennbar. Hinter der zunächst württembergische Infanterie abgeschnitten von den übrigen Bundeseinheiten positioniert wurde und damit in der Falle saßen, da ein Rückzug nur über die Tauberbrücke möglich war. Die württembergische Infanterie, von den Preußen von mehreren Seiten eingekesselt suchte ihr Heil in heilloser Flucht.
Blick 2014 vom Hammberg / Kaiserspitze aus auf Tauberbischofsheim
Wesentliche Teile des Gefechtsfeldes sind heute baulich überformt. Vor allem das Württembergische Sammlungs- und Aufmarschgebiet der Infanterie in den Fluren Krautgarten und Kirschgärten, ebenso der Brenner als Standort der württembergischen Artillerie und gegenüber auf der anderen Tauberseite Wellenberg und Sprait als Standort der preußischen Artillerie. Zudem weisen die Berge heute einen starken Waldbesatz auf, was zum Zeitpunkt des Gefechtes nicht der Fall war.
Württembergische Linie des Infanterieregiments 2 entlang der Bahn Lauda - Hochhausen
In der Gänsflur erhebt sich der Bahnkörper über das Geländeniveau
Am Glockengraben ergibt der Bahnkörper gegenüber der Hangseite des Spraits keinen besonderen Schutz mehr
Auch im Bahnhofsbereich verliert die Bahnlinie jeglichen strategischen Vorteil gegenüber den über die Hangbereiche des Spraits und Wellenbergs vorrückenden Preußen
Der Gleiskörper am Bahnhof zeigt die Schwäche der gewählten Verteidigungslinie. Ohne Erhöhung gegenüber dem Gelände. Eine Tiefenlage gegenüber den die Hänge herunterkommenden Preußen. Insofern wird verständlich, warum die Bahnlinie nicht lange gehalten werden konnte, sondern schnell preußische Durchbrüche gelangen. Damit gerieten viele Württemberger Soldaten in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Was die chaotische Flucht der Württemberger in Richtung Tauberbrücke erklärt. Den Preußen gelang es, einige Württemberger im Stadtbereich gefangen zu nehmen.
Blick auf den Güterbahnhof. Auch hier kein besonderer Schutz durch die Geländeformation.
Friedhof als vorgeschobene Verteidigungsposition der Württemberger
Der 1856 neu angelegte Friedhof bei der Bahnlinie wurde von den Württemberger als vorgerückte Verteidigungsposition gegenüber Angriffswellen den Wellenberg und Wolfsthal hinunter versucht zu nutzen. Allerdings bot die Ummauerung nur geringen Schutz, da die Mauer gegen die Hangrichtung nur eine sehr geringe Höhe hat. Nur gegen die Bahnlinie wirkt die Friedhofsummauerung, die Böschung und Stützmauern wie eine Bastion - die Preußen kamen aber von oben.
Der Rückzug der Württemberger auf der linken Tauberseite durch Taubst und Bödemle (und Ortskern)
Der auf der linken Tauberseite positionierte von vornherein "verlorene Haufen" der Württemberger, also die Postenkette vom Stammberg zum Wellenberg, die Soldaten entlang der Bahnlinie, die Württemberger auf dem Friedhof, zogen sich über Taubst (Taubenhaus), Bödemle (Bödelein) und durch die Stadt in Richtung Tauberbrücke zurück. Dabei waren sie in Scharmützel mit den vorstoßenden Preußen verwickelt. In der Rollenmühle mußten alle Fenster ausgehoben werden, damit die in der Mühle positionierten Württemberger freies Schußfeld haben. Ebenso waren Häuser in der Vorschd, in der westlichen Vorstadt von Württemberger besetzt und die Fenster zwecks Schießens daraus ausgehängt. Ein großer Teil der Taubst-Gärten von damals sind inzwischen überbaut, ebenso das Bödemle und die Bödemle-Wiesen. Um 1866 herum gab es ja erst erste bauliche Ansätze der vor-wilhelminischen Bauzeit im oberen Bereich der heutigen Schmiederstraße, damals noch (oberer) Grabenweg genannt. Ein Knecht der Rollenmühle mußte den Preußen helfen, tote Soldaten aus der Stadt zu schaffen und an unbekannten Ort zu vergraben. Den Preußen lag einiges daran, die erlittenen Verluste von Mannschaften zu verbergen. Um den Nimbus schneller verlustloser Siege zu wahren.
Blick vom Laurentiusberg in Richtung Edelberghohle (Neue Würzburger Straße)
Die Preußen konnten die Tauberbrücke nicht direkt nehmen. Sie durchwateten deshalb weiter tauberaufwärts ungefähr beim heutigen Frankenbad die flachgründige Tauber und nahmen den unbesetzten Laurentiusberg und wohl auch die darauffolgende Galgenleite ein. Die Württemberger versuchten den Sturm der Tauberbrücke nicht nur über die Krautgärten im Bereich der Rektorskapelle, sondern auch über die Edelberghohle. Das gelang auch in einigen Angriffswellen gen Tauberbrücke. Der letzte Angriff durch die Edelbergshohle führte für die Württemberger zur verlustreichen Katastrophe. Die Preußen auf dem Laurentiusberg / auf der Galgenleite konnten von der Höhe aus geschützt auf die offen vorwärtsstürmenden Württemberger ein regelrechtes Scheibenschießen veranstalten. Leichenberge der Württemberger zierten die Talsenke.
Berberich schreibt hierzu: "... sie durchwateten die seichte Tauber oberhalb und unterhalb der Brücke, gelangten, durch den oberhalb der Brücke einmündenden Kanal geschützt, auf die Straße und zogen dann längs der Ziegelhütte, trotz mancherlei Verluste, den Lorenziberg hinauf; die Lippe-Detmolder, die sofort die Lorenzikapelle besetzten und so den Württembergern in die Flanke kamen, eröffneten nun ein mörderisches Feuer auf ihre Gegner in dem gegenüberliegenden Hohlweg und an der würzburger Straße. Mann an Mann fielen hier die tapferen württemberger und bedeckten mit zerschmetterten Gliedern weithin den Boden." (Aus: Julius Berberich, Geschichte der Stadt Tauberbischofsheim, Tauberbischofsheim 1895, Seite 168)
Blick vom Laurentiusberg zur Edelberghohle und zum Brenner. Der Kirchturm der Bonifatiuskirche zeigt den weiteren Sammlungsbereich der württembergischen Infanterie zum Angriff auf die Tauberbrücke
Steilhang des Laurentiusberges zur Edelberghohle, gegenüber der Brenner, Standort der württembergischen Artillerie
Blick vom Brenner in Richtung Galgenleite / Laurentiusberg. Dazwischen die Edelberghohle.
Brenner, Kirschgarten, Hammberg: Standort der württembergischen Artillerie
Der Brenner ist heute zum größten Teil mit Wohnhäusern überbaut, überformt. Der Blick Richtung Tauberbrücke, Krautgärten ist meistens verstellt. Die Kanonen der Württemberger richteten sich gegen die preußischen Kanonen auf dem Sprait, gegen die auf die Tauberbrücke vorrückenden Preußen. Die Befehlshaber der Bundestruppen (also Württemberger, Badener, Bayern, Hessen, Hannoveraner) wollten Tauberbischofsheim, als es in den Händen der Preußen war, mit einer Kanonade bedecken, zerstören. Erst der Hinweis des württembergischen Kommandeurs der Artillerie - von Faber -, dass es sich hier um eine Stadt eines befreundeten Staates handle, verhinderte dieses Verhängnis.
"... Was die Württemberger eigentlich damit bezwecken wollten, indem sie das Städtchen in Brand zu schießen versuchten, ist unklar. Die Ausdauer war zu zähe, als daß man hätte meinen können, die Schüsse hätten den Preußen und den von ihnen innegehabten Stellungen allein gegolten! Leider bleibt Niemandem ein Zweifel, daß die Württemberger die Stadt in Brand schießen w o l l t e n. Obgleich im Kriege gar oft alle Humanitätsrücksichten aufhören müssen, so sind doch zu solchem Acte Gründe nothwendig, die jedem sonnenklar vor Augen treten. - Hier war das nicht der Fall; - die Beschießung der Brücke und eines einzeln gelegenen Hauses jenseit, - das war die einzig gebotene Nothwendigkeit, und wären auch schlechtgezielte Kugeln hier und da eingeschlagen, so wäre dies Niemanden vorzuwerfen; - aber hier lag so wenig Schonung in dem Schießen der württembergischen Artillerie, daß am Abende des Gefechtes in den Reihen der Preußen das Dilemma unerschütterlich fest stand: Entweder sie sind die schlechtesten Artilleristen der Welt oder sie haben die Stadt vernichten wollen!" (Aus: Von der Elbe bis zur Tauber. Der Feldzug der Preußischen Main-Armee im Sommer 1866 vom Berichterstatter des Daheim. Leipzig 1868, S. 225/226)
Der württembergische General von Hardegg rechtfertigt die Aktionen der Württemberg in einem Brief an den König von Württemberg: "... bei dem verheerenden Feuer des besonders entlang des Ufers vollkommen gedeckt stehenden Gegners war es den gegen Bischofsheim vorgerückten Bataillonen nicht möglich, weitere Fortschritte zu machen und in den Ort selbst einzudringen, dagegen wurden Versuche des Gegners, über die Linie der Tauber vorzudringen, entschieden zurückgewiesen und eben damit auch die Aufgabe der Division vollständig gelöst. Eine Vertreibung der Preußen aus Tauberbischofsheim dadurch, daß der Ort in Brand geschossen wurde, hätte allerdings herbeigeführt werden können und lag auch anfangs in der Absicht des Divisionskommandanten. Allein die Erwägung, daß Tauberbischofsheim zu einem befreundeten Nachbarstaate gehörte, und daß das Wesentliche des Operationsbefehls, nämlich die Festhaltung der Stellung auf den Höhen des rechten Tauberufers, auch ohne diese harte Maßregel erreicht werden konnte und wirklich erreicht worden war, mußte uns hiervon zurückhalten."
Alte Würzburger Straße Brennerhang
Edelberg und Gützberg: Halteraum der württembergischen Kavallerie
Die württembergische Kavallerie wurde weit hinten an Gützberg, Edelberg, alte Würzburger Straße geparkt. Zum Sturm der Tauberbrücke wurde sie kaum eingesetzt. Manche der historischen Autoren benennen den Gützberg (Kützberg) auch als Standort württembergischer Artillerie.
Blick auf die Edelberghohle, Angriff der Württemberger Infanterie durch die Edelberghohle
Siehe auch Laurentiusberg, Edelberghohle-Grundhohle, Edelberghohle-Moosighohle und Brennerhang-Edelberghohle
Sammlungs- und Sturmbereich der Württembergischen Infanterie: Kirschgarten, Krautgarten, alte Würzburger Straße, Rektorskapelle sowie Ort an dem ein Proviantzug von preußischen Geschützkugeln getroffen wurde.
Fünf Mal versuchten die Württemberger die Tauberbrücke zu stürmen: "Wie Generalmajor Oskar Lettov-Vorbeck in seinem über den 'Main-Feldug 1866' erschienen Buche bemerkte, erfolgten die Angriffe der schwäbischen Truppen meist in Kompanie-Kolonnen, denen starke Schützenschwärme vorausgingen. Die Angriffe kamen vor allem aus der zwischen dem Brenner und Lorenziberg gelegenen Mulde, aber auch über die Hänge des Brenners herab, beiderseits der alten Würzburger Straße zur Entwicklung. Trotz schwerer Verluste wurden sie mit starker Entschlossenheit vorgetragen, konnten aber ihr Ziel nicht erreichen. Den Württembergern gelang es zwar, bis an die Tauberbrücke heranzukommen, ein weiteres Vordringen war aber unmöglich. Die Preußen schlossen sich bei einem Angriff an der Brücke zur Halbzugsfront zusammen und gaben in vier Gliedern Salven ab." (Josef Kiefer / August Haun: Kapitel Tauberbischofsheim im Bruderkrieg 1866. In: Tauberbischofsheim. Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt. 1955. Herausgegeben im Eigenverlag der Stadtverwaltung. Tauberbischofsheim 1955, Seite 449)
Die Preußen hatten durch den Wall an Tauber, durch das Gefälle von der Tauberbrücke in die Stadt hinein, geschütztere Stellungen als die Württemberger, die in der Taubernähe in einem ziemlich flachen Bereich aufmarschieren mußten. Baumschutz gab es kaum. Nur am Laurentiusbergweg hoch standen das Gebäude des Wirtshauses Taubertal, damals Zur Traube, die Ziegelhütte, das Leprosen- und Siechenhaus.
Wirtshaus Taubertal, provisorisches Lazarett, in Brand geschoßen
... von der württembergischen Artillerie.
"Kaum ist die Batterie Coester abgefahren, als die Württemberger ihre Kanone wenden und ein furchtbares Feuer auf die Stadt eröffnen. Da hier der Zielpunkt ein ausgedehnter ist, so fällt bald ein wahrer Eisenregen auf die unglückliche Stadt, die Brücke und die jenseits derselben gelegenen Häuser, in denen Oberst Stolz seine Fünfundfünfziger postirt hat. - Mehrere Häuser gehen in Flammen auf - selbst eins, auf die weiße Fahne mit rothem Kreuz weht und in welchem eine Anzahl verwundeter Preußen und Württemberger schmachten, und die, um gerettet zu werden, unter diesem unbeschreiblichen Granatenhagel über die Brücke transportirt werden müssen." (Aus: Von der Elbe bis zur Tauber. Der Feldzug der Preußischen Main-Armee im Sommer 1866 vom Berichterstatter des Daheim. Leipzig 1868, Seite 222)
"Schrecklich war es, als das Wirthshaus jenseits der Brücke, welches man in ein Lazareth umgewandelt hatte, zu brennen anfing und zwar mit solcher Heftigkeit, daß alle Löschungsversuche erfolglos blieben und in wenigen Augenblicken die Flammen aus allen Oeffnungen herausschlugen! Mit aufopfernder Todesverachtung warfen die Soldaten ihre Gewehre und Patrontaschen ab, stürzten aus ihren Reihen in das brennende Haus und versuchten die Verwundeten zu retten!
Aber es gelang wenigen! Es war ein Schauspiel, welches das Mark erstarren machte! ... Ein Gewinsel ... ein Geschrei - und ... o, ziehen wir einen Schleier über die grause Scene!
Man fand und begrub später eine große Anzahl halbverkohlter menschlicher Gebeine, welche man unter den Trümmern hervorgezogen hatte! Von preußischer Seite können nur drei in dem Schreckenshause verunglückt sein; jedoch von württembergischer - wer wird das je ergründen!!" (Aus: Von der Elbe bis zur Tauber. Der Feldzug der Preußischen Main-Armee im Sommer 1866 vom Berichterstatter des Daheim. Leipzig 1868, Seite 226)
(Neue) Tauberbrücke, Tauberwall
Ein Augenzeuge berichtet über die verlustreichen Anstürme der Preußen, die Tauberbrücke zu stürmen und einzunehmen: "Beim ersten Ansturm der Preußen drangen etwa 150-160 Mann bis mitten auf die Brücke, da krachten die Salven der Württemberger, und die ganze Sturmkolonne stürzte niedergeschmettert zu Boden, wie wenn gegen eine Reihe Kartenhäuschen geblasen wird und alle Karten umfallen; die meisten waren tot, manche schwer verwundet, nur 4 Mann eilten unverletzt zurück. - Sogleich rückten andere nach, welche vorsichtig die Verwundeten und auch einen Teil der Toten wegtrugen und hinter die damalige Gerberei Knecht schafften. Der ganze Boden war mit Blut bedeckt, darum hieben geschäftig preußische Soldaten mit ihren Faschienenmessern belaubte Zweige von den Bäumen und kehrten damit den Straßenstaub über das Blut, wohl deshalb, daß die nachrückenden Mannschaften nicht stutzig würden.
Es folgte der zweite Sturmlauf der Preußen mit ebenso vielen Leuten; aber auch diese wurden niedergeschmettert und nur 7 kehrten zurück. Auch jetzt wurde wieder das Blut mit Staub überdeckt.
Ebenso ging es dem dritten Sturm, von dem nur 5 Mann unverletzt zurückkamen.
Die Württemberger hatten eine gute Aufstellung und eine nahezu ebene Flugbahn für ihre Geschosse und daher kam auch deren fürchterliche Wirkung." (Zitiert nach Julius Berberich, Seite 168)
"Die Preußen begruben ihre Toten so schnell, daß man gar nie vollständig und genau erfahren hat, wie viele es gewesen sind. - Schon die Zahl derjenigen, die unser Gewährsmann und Augenzeuge an der Tauberbrücke hat fallen sehen, ist mehr denn 20mal so groß, als die Zahl, die gewöhnlich angegeben wird. - Der Totengräber Hanfmann wollte am Abend noch in die Peterskirche, die er zu beaufsichtigen hatte, um Angelus zu läuten; er durfte nicht hinein, denn die ganze Kapelle lag voll Toter. Ein Knecht aus der Rollenmühle mußte mit seinem Gespann nacht noch einen Wagen voll Toter begleiten; man band ihm die Augen zu, daß er nicht sah, was er auf dem Wagen hatte, noch wohin er fuhr; der ganze Wagen war aber morgens, als er wieder nach Hause kam, voll Blut." (Julius Berberich, Seite 172)
Ein etwas makaberes Büschemer Geschichdli gibt es von der Totenbergung durch die Preußen und dem Dehne-Karle: "Zu diesen gehörte der 'berühmte' Karl Dehn, bekannt unter dem Namen Dehne-Karle; er hatte, wie nicht selten, mehr als gerade erforderlich, dem Glas zugesprochen und half einem preußischen Feldwebel die Toten von der Straße wegzutragen; da die Kugeln prasselnd rechts und links auf dem Pflaster aufschlugen, sprach der Dehne-Karl zum Feldwebel, der ihm nicht vorsichtig genug schien: 'geh weiter herüber, sonst kriegst auch davon.' - Richtig streckte gleich eine Kugel den Feldwebel tot nieder. Da spreizte der Dehne-Karl seine Beine von wegen des Gleichgewichtes, deutete auf den toten Feldwebel und sprach zu ihm: 'Du dumme Kröt! Hab ich dirs net gsagt! So, jetzt host's'." (Julius Berberich, Seite 170)
Die zahlreichen Verwundeten wurden in das alte und in das neu errichtete Spital am damaligen Grabenweg (heute Schmiederstraße), in das Rentamtsgebäude (damals Buchhandlung & Druckerei Lang, Fußgängerzone), in das Klostergebäude, in Schulhäuser (Neubau Gymnasium) aber auch in Privathäuser gebracht - Preußen und Württemberger.
Frühen bogen die Edelberghohle und die Laurentiusberghohle links und rechts der Tauberbrücke in die Tauber ein. Deren Gräben boten den die Tauberbrücke erobernden Preußen einen sehr guten Schutz gegenüber den fünfmal gegen die Tauberbrücke vorstürmenden Württemberger - die mußten über ein fast flaches Areal ohne besonderen Schutz vorstürmen und wurden so leicht Opfer der preußschen Zündnadelgewehre, mit denen eine rasche Schussfolge möglich war. So rasch, dass den Preußen die Munition ausging und diese deshalb durch die Tauber waten mußten, um wieder Munition in die vorderen Stellungen zu bringen.
Siehe auch: Tauberbrücke Tauber Wörtplatz
Durchwaten der Tauber, sogenanntes Fußbad der preußischen Truppen
Die Tauber hat im Juli bei heißem trockenen Sommerwetter einen sehr geringen Wasserstand. Preußische Truppen durchquerten von der Bundesarmee unbemerkt die Tauber auf der Höhe des heutigen Frankenbades und nahmen den unbesetzten Laurentiusberg ein. Von der Laurentiuskapelle bis hin zur Galgenleite. Erneut unbemerkt von den Württembergern. Das verdeutlicht auch, dass die Württembergische Artillerie auf dem Brenner wohl eher gegen die damalige (alte) Würzburger Straße stand.
Die Tauber wurde auch von preußischen Soldaten durchquert in der Nähe der Tauberbrücke, um Munition den auf der rechten Tauberseite positionierten Soldaten der Preußen zu bringen. Die litten aufgrund der mehrmaligen württembergischen Infanterieangriffe an Munitionsmangel. Dies wurde als Fußbad von den Preußen empfunden:
"Die eigenthümlichste Episode dieses Gefechtes war wohl das Durchwaten der Tauber, um die jenseitigen Compagnien mit Patronen zu versehen. Es war ein Schauspiel sonder Gleichen, die Truppen in den Fluß springen zu sehen, um unter dem tollsten Gelächter - das Gewehr und die Munition hochhalten, die Granaten über ihren Köpfen wegsausen hörend - ein "Fußbad", wie sie sagten, zu nehmen! Manchmal wurde aus dem Fußbade ein "Sitzbad"! - einer oder der andere glitt aus - und dann war des Lachens kein Ende! - Und wenn sie dann pudelnaß an das jenseitige Ufer sprangen, ihre "Bestellungen ablieferten" und dafür ein "Trinkgeld" beanspruchten, dann wiesen ihnen die Fünfundfünfziger die Tauber ... und, wie man es sich denken kann, begann dann ein Lachen, an dem nolens volens selbst die Offiziere Theil nahmen." Aus: Von der Elbe bis zur Tauber. Der Feldzug der Preußischen Main-Armee im Sommer 1866 vom Berichterstatter des Daheim. Leipzig 1868, Seite 224 / 225)
Die Württemberger verzichteten auf ein Fußbad. Militärisch stur griffen sie in ihren Wellen zentriert auf die Tauberbrücke an. Sie stürmten auf eine Engstelle an. Anstatt die Überquerung der seichten, untiefen Tauber zu wagen. Auch nicht in einigem Abstand zur Tauberbrücke.
Marktplatz und Hauptstraße
Beim Rückzug der Württemberger wurden auf dem Marktplatz eine große Anzahl der Württemberger von den vorrückenden Preußen gefangen genommen. Die Preußen nutzen den Marktplatz zum Sammlungsraum, zum Einsatz- und Entsatzplatz, als Reserveraum:
"Inzwischen stiegen Teile der beiden westfälischen Regimenter 15 und 55 das Hottenloch und die Hänge des Spraits herunter, nahmen trotz des heftigen Schützenfeuers im ersten Anlauf den Bahndamm, drangen ohne großen Widerstand in die Stadt ein und besetzten den Ostrand, wo sich nun ein lebhaftes Feuergefecht entspann. Zu nennenswerten Straßenkämpfen war es nicht gekommen, auf dem Marktplatz wurde eine Anzahl Württemberger gefangen genommen. Die Einwohner der Stadt hatten sich meistenteils in die Keller geflüchtet ..." Ernst Clotz, Die süddeutschen Staaten im Kriege vom 1866 und die Gefechte im Taubergrund. In: Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e.V.: 1966, Band 1, Tauberbischofsheim 1966
"Es war Zeit - die Württemberger sind zum dritten Male erschienen und stürzen sich wie Verzweifelte auf jene unheilsvolle Brücke, von de jetzt das Feuer nachzulassen scheint; - denn die 3. und 4. Compagnie haben fast keine Patrone mehr - doch die 9. und 10. Compagnie ersetzen die beiden, welche sich zurückziehen und auf dem Marktplatz des Städchens als Reserve stehen bleiben."
Aus: Von der Elbe bis zur Tauber. Der Feldzug der Preußischen Main-Armee im Sommer 1866 vom Berichterstatter des Daheim. Leipzig 1868, Seite 224 / 225)
Marktplatz Untere Hauptstrasse
Peterskapelle - Aufbewahrungsort der preußischen Toten
"Die Preußen begruben ihre Toten so schnell, daß man gar nie vollständig und genau erfahren hat, wie viele es gewesen sind. - Schon die Zahl derjenigen, die unser Gewährsmann und Augenzeuge an der Tauberbrücke hat fallen sehen, ist mehr denn 20mal so groß, als die Zahl, die gewöhnlich angegeben wird. - Der Totengräber Hanfmann wollte am Abend noch in die Peterskirche, die er zu beaufsichtigen hatte, um Angelus zu läuten; er durfte nicht hinein, denn die ganze Kapelle lag voll Toter. Ein Knecht aus der Rollenmühle mußte mit seinem Gespann nacht noch einen Wagen voll Toter begleiten; man band ihm die Augen zu, daß er nicht sah, was er auf dem Wagen hatte, noch wohin er fuhr; der ganze Wagen war aber morgens, als er wieder nach Hause kam, voll Blut." (Julius Berberich, Seite 172)
Standort der preußischen Artillerie: Sprait, Wellenberg, Wolfstalflur, Immberg (Im Berch)
Ähnlich wie beim Gefecht um die Tauberbrücke zwischen Hochhausen und Werbach gruppierten die Preußen ihre Artillerie auf Höhenstandorte, Sprait und Wellenberg, von dem aus damals ein guter Blick und genauer Beschuß auf Tauberbischofsheim, auf die Tauberbrücke, auf den Brenner möglich war. Es gibt allerdings ein sehr großes Kunterbunt der Darstellungen, wo wer stand. Die Büschemer Stadtgeschichte von 1955 läßt die preußische Batterie Cöster bei der Kapelle auf dem Sprait Stellung beziehen (S. 447). Dieter Müller (1866: Bismarcks deutscher Bruderkrieg, S. 132, Graz 2007) dagegen versetzt die 4-pfd. Batterie Coester auf den Immberg, fast an der Gemarkungsgrenze zu Dienstadt (Hier der Standortangabe des Buches von der Elbe bis zur Tauber, 1868, folgend).
"Eine eigenthümliche Terrainformation, welche durch die vielen Thäler, die zahlreichen der Tauber zufließenden Nebenflüsse in dem hügelreichen Lande gebildet wird, macht hier der Vertheidigung die größten Schwierigkeiten. So zum Beispiel kann man von dieser Seite her ungesehen bis in die Stadt kommen, dermaßen bedecken die hohen Thalränder den Weg. - Auf diesem Wege rückte das Corps, welches nach Detachirung des Obersten von der Goltz von der Brigade Wrangel übrig war, gegen die Stadt. Es waren: das 55. Regiment - das Bataillon Lippe - ein Bataillon Fünfzehner - zwei Escadrons Oldenburger Dragoner - die Batterie Coester mit fünf 4pfündigen gezogenen Geschützen und sechs 12pfündige Geschütze der Batterie von Eynatten II. Hauptmann von Coester fuhr mit seinen fünf Geschützen auf dem diesseits des Gehölzes liegenden Imberge auf und während das Gros der Brigade hinter dem Berge Aufstellung nahm und die Têten gegen die Stadt avancirten, begann die preußische Artillerie das Feuer gegen die jenseits des Flusses postirten württembergischen Geschütze."
Aus: Von der Elbe bis zur Tauber. Der Feldzug der Preußischen Main-Armee im Sommer 1866 vom Berichterstatter des Daheim. Leipzig 1868, Seite 218 / 219)
Blick vom unteren Sprait auf Tauberbischofsheim / Brenner
"Inzwischen stiegen Teile der beiden westfälischen Regimenter 15 und 55 das Hottenloch und die Hänge des Spraits herunter, nahmen trotz des heftigen Schützenfeuers im ersten Anlauf den Bahndamm, drangen ohne großen Widerstand in die Stadt ein ...". Ernst Clotz, Die süddeutschen Staaten im Kriege vom 1866 und die Gefechte im Taubergrund. In: Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e.V.: 1966, Band 1, Tauberbischofsheim 1966
Die Schlacht bevor der Schlacht von 1866
Wenn ein Flurnamen auf "Schlacht" lautet und diese Flur direkt benachbart zu einem Gefechtsfeld ist, läßt sich der Kurzschluß ziehen, das hier mit dem Flurnamen auf das Gefecht von 1866 hingewiesen wird. Das ist allerdings nicht der Fall. Schon 1551 ist in den städtischen Akten ein Weinberg in der "Schlacht" zu finden. Also wesentlich älter als das Gefecht von 1866.
Schwieriger ist das Rätsel, auf welche landschaftliche Gegebenheit der Name Schlacht verweist. Berberich leitet zum einem von Holzschlag ab. Tauberfränkisch spricht man Schlag "Schloach" aus oder zum anderen von einer Schlucht. Die es hier in der Topographie allerdings nicht gibt. Gehrig / Müller denken eher an eine Befestigung aus Holz am Tauberufer bzw. an der Straße in Richtung Königshofen.
Lithographien der Schlacht von 1866
Die vielen Lithographien der Stadt, die Gefechte in der Stadt Bischofsheim, also Eindringen der Preußen, Rückzug Württemberger Infanterie, zeigen, desweiteren die Auseinandersetzungen an der 1850 fertig gestellten Holzbrücke über die Tauber auf steinernen Fundamentpfeilern und die Aufstellung der Württemberger in den Krautgärten, auf Brenner und Hammberg, entsprechen mehr der Phantasie des Zeichners, als der tatsächlichen historischen Realität der Auseinandersetzungen. Als die Preußen auf der Bahnhofshöhe die württembergische Verteidigungslinie entlang der Bahnstrecke rasch durchbrachen, da hier die Bahnlinie keine besonderen Verteidigungsvorteile boten. brachte dies die Württembergische Infanterie in die Gefahr auf der linken Tauberseite isoliert zu werden. Eine panische Flucht entstand, durch die Gärtenbereiche in der Taubst, im Bödemle, aber auch durch die Innenstadt von Bischofsheim. Die Württemberger mußten über die Tauberbrücke zurück auf die andere Tauberseite. Das wußten die Preußen. Und entsprechend rasch besetzten sie die Bereiche links und rechts der Tauberbrücke. Auf dem Wörthplatz, Taubst, Gänsthaler Wiesen. Die Holzbrücke bot mit ihrer Leichtbauweise, mit offenen Geländern überhaupt kein Schutz für die sich zurückziehenden Soldaten. Ein brutales Gemetzel unter den Rückziehenden war die Folge. Ebenso verlustreich waren Versuche der Preußen über die Brücke zu setzen. Am verlustreichsten war die mehrmalige Offensive der Württemberger erneut über die Brücke zu gelangen.
"Vorsicht ist auch den bildlichen Darstellungen der Kämpfe aus der damaligen Zeit gegenüber am Platze. Man liebte damals die Bilder berstender Granaten, gestürzter Reitpferde, zusammenbrechender Krieger, geschwungener Degen usw. und nahm es mit der geschichtlichen Wirklichkeit nicht immer ganz genau: so z. B. auf der Darstellung eines Zusammenstoßes kurhessischer Kürassiere mit preußischen Husaren auf einem Platz Tauberbischofsheims (gemeint ist wohl der Sonnenplatz). Kurhessische Kürassiere sind aber in dem Krieg nachweislich überhaupt nicht vertreten gewesen, und Straßenkämpfe haben in der Stadt nicht stattgefunden. Auf mehreren Bildern ist ein wildes Handgemenge mitten auf der Tauberbrücke wiedergegeben mit in den Fluß herabstürzenden Soldaten und sogar mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne auf süddeutscher Seite. Das alles gehört ins Reich der Phantasie und hat es in Wirklichkeit nicht gegeben." (Ernst Clotz, Die süddeutschen Staaten im Kriege vom 1866 und die Gefechte im Taubergrund. In: Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e.V.: 1966, Band 1, Tauberbischofsheim 1966, S. 6)
Abfotografiert von Lithographien im Büschemer Schlossmuseum
von-Faber-Straße
Die von-Faber-Straße erinnert an das Kriegsgeschehen von 1866. Sie liegt fast paßgenau im Bereich des ehemaligen Schlachtgeländes. Hier versuchten die Württemberger mehrfach in Richtung Tauberbrücke vorzustoßen. Berberich führt an, dass von Faber zum Retter der Stadt wurde, da die württembergische Führung gewillt war, angesichts der Niederlage der württembergischen Infanterie, die Stadt noch stärker zu kanonieren, in Brand zu schießen. "Es war nämlich schon beschlossene Sache, daß in der folgenden Nacht die Stadt nicht nur durch die Feinde, sondern von den eigenen Bundesgenossen in Brand geschossen werden sollte, um die Preußen daraus zu vertreiben. Das wäre nun freilich ein gründliches, aber gar teures Mittel gewesen; der Divisionskommandant ließ sich, wie man sagt, durch die eindringlichen Vorstellungen des Generals v. Faber davon abbringen in Erwägung; 'daß Tauberbischofsheim zu einem befreundeten Nachbarstaat gehöre, und daß das Niederbrennen der Stadt gar nicht einmal absolut notwendig sei', da die Preußen sich einfach hinter die Berge gezogen hätten" (Julius Berberich, Geschichte der Stadt Tauberbischofsheim, Seite 170
Wer aber war dieser von Faber? Dieser Homo Faber. Genauer Praefectus militum Faber? Was hatte er für einen Rang? Wohin gehörte er? Berberich macht ihn zum General. Ein Blick auf die Gliederung der 1.königl. württembergischen Division unter dem Kommandeur General-Lieutenant v. Hardegg zeigt allerdings keinen General von Faber? Die gez. 6pfdge. Hinterladungs-Fuß-Batterie - so kompliziert nannte man damals die Artillerie - stand unter Führung des Hauptmanns von Faber du Faur. Kein General, aber immerhin ein Hauptmann. Und der Artillerie zugehörig. Das könnte passen. Eberhard Birk identifiziert allerdings von Faber als "Artillerie-Direktor", als den großherzoglich-badischen Generalleutnannt Philipp von Faber ("Auf Euch ruht das Heil meines theuern Württemberg!", Seite 86) Wieso sollte der sich bei den Württembergern aufhalten? Des Rätsels nicht genug. Von Faber du Faur, wohl Otto von Faber du Faur, der zu einem berühmten Schlachtenmaler wurde und auch ein Bildchen von der Schlacht von Tauberbischofsheim hinterließ, wird gern als Adjutant der Reiterdivision um 1866 eingestuft. Ist das noch ein anderer Faber? Viel Rätsel um von Faber. Da fragt man sich, wie die Stadt Tauberbischofsheim die Namensnennung des Seitensträßchens vorgenommen hat? Aufgrund des Julius-Berberich-Hinweises? Die von-Faber-Straße dagegen kommt weniger aufgeregt daher. Für die Durchquerung mit größeren Fahrzeugen kaum geeignet. Die Grundschule, das Ärztezentrum nebenan geben ihr eine gewisse Bedeutung bei der Parkplatzsuche. Die von-Faber-Straße stößt auf die ebenso nebenseitige Zugelderstraße. Das passt einigermaßen: Der Retter der Stadt und der Retter des Türmersturmes zusammengeführt, vereint.
War es wirklich von Faber, der entscheidend gegen die totale Beschießung Tauberbischofsheims einwirkte? Oder war es der völlig glücklos, vollig militärisch konfus agierende Befehlshaber der Württembergischen Division? Der württembergische General von Hardegg rechtfertigt die Aktionen der Württemberger in einem Brief an den König von Württemberg: "... bei dem verheerenden Feuer des besonders entlang des Ufers vollkommen gedeckt stehenden Gegners war es den gegen Bischofsheim vorgerückten Bataillonen nicht möglich, weitere Fortschritte zu machen und in den Ort selbst einzudringen, dagegen wurden Versuche des Gegners, über die Linie der Tauber vorzudringen, entschieden zurückgewiesen und eben damit auch die Aufgabe der Division vollständig gelöst. Eine Vertreibung der Preußen aus Tauberbischofsheim dadurch, daß der Ort in Brand geschossen wurde, hätte allerdings herbeigeführt werden können und lag auch anfangs in der Absicht des Divisionskommandanten. Allein die Erwägung, daß Tauberbischofsheim zu einem befreundeten Nachbarstaate gehörte, und daß das Wesentliche des Operationsbefehls, nämlich die Festhaltung der Stellung auf den Höhen des rechten Tauberufers, auch ohne diese harte Maßregel erreicht werden konnte und wirklich erreicht worden war, mußte uns hiervon zurückhalten."
Die (Einschuß?-)Löcher des Monumentes
Das Monument von 1866 war zum Kinderspiel ein selbstverständliches Ziel. Wir jagten uns ein paar Runden um das Monument herum nach. Zogen die Kastanienbäume ins Spiel ein. Im Monument waren einige Löcher zu entdecken. Wohl Einschußlöcher von 1945, als eine Resttruppe deutscher Soldaten die Oststadt verteidigen wollten, sollten, mußten. Diese auffällligen Löcher bohrten wir immer wieder mal etwas aus. Mit kleinen Stecken. Wurde allerdings schnell langweilig.
Woher stammen diese auffälligen Löcher am Monument?
Am 31. März 1945 wurde nur im Ostteil TBB's "Widerstand" von einigen Soldaten, gegenüber den vorrückenden US-Amerikaner, geleistet, die morgens von Würzburg nach Tauberbischofsheim verlegt wurden. In der Julius-Berberich-Straße fanden in dem länglichen Gründerzeitgebäude einige Soldaten, aber auch Einheimische durch Granatbeschuß den Tod. Wenn sich einige diese Soldaten wieder zurückgezogen haben, dann wieder entlang der alten Würzburger Straße, also am Monument vorbei. Dabei könnte es auch Treffer am Monument gegeben haben. Aber das ist Spekulation. Schäden im Ostteil muss es gegeben haben, da zum Beispiel die Stromversorgung in diesem Bereich erst sehr viel später als in der Altstadt wieder hergestellt wurde.
Direkt neben dem Monument befand sich das Reicharbeitsdienstlager (Edeka, Standortverwaltung), wenn auch nur Holzbaracken. Möglicherweise auch ein Sammelpunkt für versprengte deutsche Soldaten.
In Tauberbischofsheim hatte die amerikanische 7. Armee einige zeitlang im Finanzamt ihren Stab untergebracht. Auch hieraus wäre möglich, dass amerikanische Patrouillen mal aus Vergnügen auf das Monument geschossen haben. Auch hier zunächst eine Spekulation.
Berichte über einen Tieffliegerangriff in Richtung Monument sind nicht bekannt..
Das Tauberbischofsheimer Volkssturmbataillon hatte mit Männern aus der Umgebung nominell eine Stärke von 750 Mann. Diese Volkssturmmänner zogen es vor, am 31.3. nicht anzutreten / anzurücken, wie es in der Chronik von 1955 auf Seite 454 heißt. Also hieraus ergeben sich keine Gefechte, die Schäden hätten hervorrufen können.
Generell können die Einschüsse nur aus 1945 herstammen.
Großrinderfeld
Auch auf der Großrinderfelder Gemarkung sind Spuren von 1866 zu entdecken: Drei Grabmale auf dem Friedhof: Gräber 1866
Literatur:
Klaus Müller: 1866: Bismarcks deutscher Bruderkrieg. Königgrätz und die Schlachten auf deutschem Boden. Graz 2007
Ernst Clotz, Die süddeutschen Staaten im Kriege vom 1866 und die Gefechte im Taubergrund. In: Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e.V.: 1966, Band 1, Tauberbischofsheim 1966
Josef Kiefer / August Haun: Kapitel Tauberbischofsheim im Bruderkrieg 1866. In: Tauberbischofsheim. Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt. 1955. Herausgegeben im Eigenverlag der Stadtverwaltung. Tauberbischofsheim 1955, Seite 445 - 462
Julius Berberich, Geschichte der Stadt Tauberbischofsheim, Tauberbischofsheim 1895
Von der Elbe bis zur Tauber. Der Feldzug der Preußischen Main-Armee im Sommer 1866 vom Berichterstatter des Daheim. Leipzig 1868
Eberhard Birk, "Auf Euch ruht das Heil meines theuern Württemberg!" - Das Gefecht bei Tauberbischofsheim am 24. Juli 1866 im Spiegel der württembergischen Heeresgeschichte des 19. Jahrhunderts. Miles-Verlag Berlin 2016
Benno Rüttenauer, Alexander Schmälzle - Weltgeschichte im Hinterwinkel