Im Badgarten stand bis 1955 ein Bad. Ein Wannenbad. 1880 gebaut. In der Altstadt herrschten schwierige hygienische Bedingungen. Die Wertheimer wurden ja als Buddenscheißer beschimpfnamt. In der Büschemer Altstadt, in der Dörgei sah es nicht viel besser aus. Die wenigsten Wohnungen hatten ein eigenes Bad, eine eigene Badewanne. Duschen kannte man ja auch nicht bis in die 1960er hinein. Im Bad, im Wannenbad des Badgartens konnte die Bevölkerung ihren Körper einer gründlichen Reinigung unterziehen. Jeder für sich allein zu festen Zeiten. Mit dem Neubau der Festhalle mit angeschlossenem Wannenbad wurde das Bad des Badgartens überflüssig.
Bader wirkten in Bischofsheim. Allerdings nicht nur entlang der Badgasse. Einen großen umfaßten Brunnen gab es zudem. Der Mühlbach floss durch den Badgarten. Heute allerdings in einem neu gestalteten Mäanderverlauf. Der Sage nach wurde im Badgarten, an der Treppe zur alden Boach ein Student ermordet, der auch dort umgeht. Der Badgarten war eingebettet in den ehemaligen Stadtwall. Er hat sich aus dem hier abgetragenen Stadtwall heraus entwickelt, als in diesem Teil ein Bad installiert wurde. Und dann namentlich zum Badgarten modifizierte. Direkt neben der Badgasse. Der vordere Teil zum Hammel hin war lange Zeit noch (bis in die 1960er) mit einem Staketenzaun umgrenzt, ohne Zugang für die heimische Bevölkerung. In der Reihe Archivbilder Tauberbischofsheim 2003, Tauberfränkische Heimatfreunde e.V. (Hrsg.) sieht man auf Seite 27 ein Foto des mit einem Staketenzaun umrahmten Rest des Schlossgartens in den frühen 1960er Jahren. Im Grundriss von Zürner ist dieser separate Garten eingetragen. Links und rechts der heutigen Walls mit Namen Grabenweg war der Schlossgarten, der nach und nach - nach dem Mauerfall - bebaut wurde. Bis zum früheren Verlauf des Brehmbaches gehörte alles zum Schlossgarten. Ab 1900 wurden Häuser entlang des aufgewallten Grabenweges gebaut. Ein Haus nahm die Eingangspforte des früheren Schulhaus (Beim Kirchneubau St. Martin abgerissen) und dessen Gestaltungselemente auf. So dass der Schlossgarten fast nur noch eine Erinnerung auf alten Lageplänen ist. An den Resten der alten Stadtmauer erinnert ein Garten und ein kleiner Park an ihn. Ebenso nicht mehr sichtbar ist der Hirschgraben direkt am Schloss. Nun Tiefgarage mit kleinem sehr offenen Park darüber. Sowie das auf dem Zürner'schen Grundriss eingetragene Blumengärtchen des Schlossgartens am Mühlkanal (Heute Gebäude, Gelände der Caritas). Der Zürnersche Stadtgrundriß von 1790 gibt über die frühere Lage des Schlossgartens Auskunft.
Das Tauberbischofsheim der nationalsozialistischen Zeit brachte für die Büschemer Juden Verbote des Betretens von Anlagen, Wäldern, Wegen: "Schilder mit der Aufschrift: "Juden betreten diese Anlage auf eigene Gefahr!" waren in TBB in den Tauberanlagen beiderseits der Straße beim Haus Hodis, am Bahnwärterhaus am Höhberg, am Wasserreservoir und am Tennisplatz aufgestellt. Plakate wie: "Der deutsche Wald dem deutschen Volke" am Höhberg verboten den Juden indirekt in dieser Gegend spazieren zu gehen oder "Jud, du bist erkannt, zumal im Frankenland!", "Kauft nicht bei Juden!" am Bahnhof, diese Plakataufschriften machten den Juden bei jeder Gelegenheit bewußt, das sie als Ausgestoßene galten." In: Bernhard Müller: Juden und Judenpolitik in Tauberbischofsheim von 1933 bis 1945. Wissenschaftliche Arbeit zur Prüfung für das Lehramt an Gymnasien. Universität Heidelberg. 1980, Seite 20
"Der jüdische Junge Norbert Kraft besuchte im Jahre 1935/36 die 3. oder 4. Klasse der Volksschule in TBB. Auf dem Heimweg von der Schule ging er durch den Grabenweg, an dem ein Schild mit der Aufschrift: "Juden gehen hier auf eigene Gefahr!" angebracht war. Aus diesem "Grunde" wurde er von Mitschülern geschlagen und verhöhnt. Als die Eltern sich an den Lehrer wandten, der die Schüler zur Rede stellte, antworteten diese nur, daß der Jude selst Schuld sei, wenn er eine Straße betrete, an der ausdrücklich stehe: "Juden betreten diese Anlage auf eigene Gefahr." In: Bernhard Müller: Juden und Judenpolitik in Tauberbischofsheim von 1933 bis 1945. Wissenschaftliche Arbeit zur Prüfung für das Lehramt an Gymnasien. Universität Heidelberg. 1980, Seite 20 / 21
Jugendtreffpunkt Badgarten Mauer
Der Badgarten, der Bereich zum Kinderspielplatz, hin, war im Sommer der 1970er Jahre eine wichtige Anlaufstelle für Jugendliche. Handys, Whatsapp zum Verabreden gab es ja nicht. Man musste auch darauf hoffen, dass jemand anwesend war. Man saß auf der Mauer oder auf den Bänken. Beim Wohlfarth, Ausgang Gerbergasse / Badgasse war eine Flaschenbierhandlung. Da holte man sich die Buddel Bier bis in die Nacht hinein. Später abends wechselte man ins Quasi (Quasimodo) über. Oder man fuhr zwischendurch zusammen weg. Und kam in einem etwas anderen Zustand wieder zurück.
Ein Gedicht aus dieser Zeit beschreibt den Treffpunkt Badgarten:
„sommerleben
allabendlich neben der flaschenbierhandlung
dem künstlichen brunnen
im grünen park mit seinen braunen büschen und einladenden bänken
zieht ein hauch von fremdheit
zwischen die einfachheit der alteingesesssenen
durch das bunte volk
das sich abwechselnd
mal ernst mal heiter
sich eine insel verschafft
wo sich regenbogenfarbige wolken
aus nicht alltäglichen einflüßen bilden
wo man der eingeschlafenen welt
allabendlich eine andere gegenüberhält“
Im Nachhinein betrachtet ein erstaunlicher Treffpunkt. Am Rande der Altstadt. Unterstadt. Man traf sich, redete, scherzte. Musik hatte man hier nicht. Walkman gab es ja noch nicht. Direkte Face-to-Face Kommunikation war notwendig. Selbst was los machen. Was nicht immer leicht fiel.
Siehe auch Badgasse