Seit 1720 steht auf dem Marktplatz ein Missionskreuz. Zunächst in einer hölzernen Version. 1821 erneuert. 1887 durch ein steinernes ersetzt. Treppensteine und Sockel des alten Kreuzes wurden hier integriert. Ebenso die früher eingelassenen Reliquien. "Im Kreuz ist Heil. Im Kreuz ist Hoffnung ...". Das Missionskreuz hatte Schutzfunktionen. In einer eingelegten Urkunde heißt es: "So lang das alte hl. Kreuz aufgericht, wurde die hiesige Stadtgemarkung von schadhaften Hochgewittern bewahrt... ". An Fronleichnam ist das Missionskreuz Station der Prozession. Blumenteppiche wandelten den Marktplatz in ein bunt sakrales Spektakel um. Wenn auch die letzten Jahrzehnte immer weniger. 2017 entfiel aufgrund der Bauarbeiten auf dem Marktplatz die Fronleichnamsstation. Das Missionskreuz konnte allerdings trotz seiner Schutzfunktionen den Marktplatz nicht vor der Pflasterorgie bewahren. Das Gestaltungsmuster mit schiefen Querstreifen planerisch willkürlich, die Steine zu hell, zu groß, zu regelmäßig, die Fugen ohne Absicker- und Grünfunktion. Früher pickten Hühner und Gänse wachsendes Gras aus den Fugen. Die beiden Bäume, wie die zwei Schächer-Kreuze das Missionskreuz begleitend, wurden gefällt. Wegrationalisiert. Die Entwerfer der neuen Marktplatzgestaltung verstehen weder das Profane noch das Sakrale des Marktplatzes. Dass der Marktplatz nur Marktplatz heißt, aber von seiner enormen Größe her nur in seiner Funktion als Geleitplatz - zur Aufnahme der vielen Wägen der Händlerkarawane - notwendig war und nie aufgrund der dienenden Funktion zum Marktgeschehen überfordert die ahistorischen Entwurfsspezialisten völlig. Viel zu wenig greifen auch die Geschäftsfunktionen der Läden am Marktplatz auf diesen über. Es fehlt die entwickelte Funktion Innenhaus - Außenhaus. Das nach Außengreifen wie bei Cafes, Eisdielen, Wirtschaften z. B. mit Stühlen und Tischen vor den Geschäften. Das auch gleichzeitig den Platz belebt und auch belegt. Diesen durch Leben, Handlungen, Aktionen, Sitzen einengt, besetzt. Den meisten Läden am Marktplatz fehlt diese Außenwirkung. Man schaue einmal auf den Wertheimer Marktplatz. Der ist im Sommer sehr gut und dicht mit Gästen und Touristen, Tischen und Stühlen, Blumentöpfen, Absperrungen usw. gefüllt. Ok. Er ist auch wesentlich kleiner, verschmälert sich zudem. Aber er gibt kein Gefühl einer zu großartig ausholenden Leere. Zumal die Pflasterung, zwar im wenig einfallsreichen Muster angelegt, wie es vielfach seit den 1980ern Jahren zu sehen ist - auch in einigen Tauberbischofsheimer Seitengassen oder auf dem Bad Mergentheimer Marktplatz - eher unregelmäßig wirkt und auch eine dunklere Farbe aufweist. Also nicht jede alltägliche Verschmutzung aufnimmt und deutlich herausstellt.