Manche Rätsel brauchen lange, bis man sie löst. Manche Rätsel benötigen eine Verbindung, eine Linie untereinander, um ihren Zusammenhang zu verstehen. Das Pumphäuschen in der Laurentiusbergstraße ist so ein Rätsel. Von der Architektur eher zum Anfang der 1900er Jahre gehörig. Da gab es allerdings auf dieser Seite Büschemes kaum eine Bebauung, die ein Hochpumpen von Wasser erfordern würde. Man stellte sich die Frage, was hat das Häuschen hier für eine Aufgabe, warum steht es hier.
Ein weiteres ungeklärtes Rätsel stellte ein betonierter Schacht am Abzweig der oberen Steige dar. Am Weg der oberhalb der Schlucht am Neuberg / Kühruh verlief. Heute ein Weg, der die ehemalige Deponie begrenzte, heute unter Erde und Bäumen versteckt.
Ein weiteres Rätsel war auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zu finden. Hier gab es Erdanhäufungen, über die die Panzer der Bundeswehr fuhren. Eine Erderhebung allerdings war exzentrisch zu den anderen. Zudem hatte sie eine eiserne Luke, mit einer eher älteren Verriegelung.
Hendrik Beierstettel und ich haben vielfach darüber diskutiert, bis eine erste Vermutung herauskam: Es könnte sich um eine Wasserleitung, mit der das Kriegsgefangenenlager aus dem 1. Weltkrieg auf dem Büchelberg mit Wasser versorgt wurde, handeln. Der Erdwall mit Luke war nicht von der Bundeswehr angelegt worden, sondern älterem Datums. Es versteckte sich ein Hochbehälter darunter. Diesen Hochbehälter hatte man allerdings sehr weit hinten gebaut. Eventuell rechnete man damit, das Kriegsgefangenenlager erweitern zu müssen (es umfaßte in Hochzeiten 7000 Kriegsgefangene). Der Schacht an der oberen Steige diente als Versorgungsschacht, eventuell als Schieber, für Reinigungsaktionen. Alte Handskizzen aus den 1920er Jahren sowie Akten im Stadtarchiv zeigen den wahren Grund für die Verlegung der Wasserleitung. Direkt vor dem Hochbehälter wurden die hölzernen Stallungen der Jungviehweide errichtet. Mit einem Brunnen, der vom Wasser aus dem Hochbehälter gespeist wurde. Damit wird auch klar, warum der Hochbehälter so weit oben und so weit hinten angelegt wurde. Allerdings wurde die Jungviehweide schon in den 1920 Jahren wieder aufgegeben und der Betrieb, die Beweidung einem Schäfer übergegeben. Die Halbtrockenrasen eignen sich auch eher für Schafe oder Ziegen statt für junge Rinder. Dennoch gibt es einen Zusammenhang mit dem Kriegsgefangenenlager. Das nutzte die Wasserleitung dann mit und wurde auch mit Strom durch das städtische Elektrizitätswerk am Wörtplatz versorgt. Die Stallungen dürften dann bei der Einrichtung des Truppenübungsplatzes abgerissen worden sein.
Fotos des Versorgungsschachtes von Hendrik Beierstettel
Bei der Verlegung der neuen Wasserleitungen vom Hochbehälter Laurentiusberg an der Laurentiuskapelle kam die alte Wasserleitung für die Jungviehweide vor dem 1. Weltkrieg mit einem Stück wieder an die Oberfläche.
Blick auf den Erdhügel des Hochbehälters und direkt dahinter das Gelände, auf dem die Stallungen der Jungviehweide ehemals standen. Ein Foto von den Stallungen ist im Büschemer Fotoband von Josef Heer zu finden.